Ursprünge des Kyudo

Kyudo gehört zu den ältesten japanischen Kriegskünsten und hat sich als erste, von der ausschließlich technischen Kunst, zu einer existentiellen Übung, dem Weg des Bogens (Kyu = Bogen, Do = Weg) gewandelt.

Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts diente der Bogen den japanischen Rittern (Bushi) als Jagd- und Kriegswaffe. Mit der Einführung der Muskete war der Bogen kriegstechnisch nicht mehr von Bedeutung, behielt jedoch seinen Wert bei der Jagd, den sportlichen Vergnügungen des Adels und den Zeremonien.

Die Heki-Ryû-Insai-Ha

(auch: Heki-Tô-Ryû)

Die Heki-Ryû wurde von Heki Danjô Masatsugu begründet, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch seine neue, präzise Schießtechnik legendären Ruf erwarb. In der Schlacht bei Uchino soll er alleine mit seinem Kampfschrei die Feinde in die Flucht geschlagen haben. Später galt er sogar als Inkarnation des Kriegsgottes Hachiman (einer der ursprünglichen Shintô-Götter, der auch im Buddhismus als Bodhisattva verehrt wurde). Von seinen Lebensdaten ist nicht viel bekannt: Er ist 1442 der Provinz Iga (liegt südöstlich von Kyoto) geboren, hat das Ho-Sha (kriegerisches Bogenschießen zu Fuß) gelehrt und war ab 1494 als Bogenmeister und Erzieher bei der Familie Yoshida beschäftigt. Er wurde im Alter von 59 Jahren Priester auf dem Berg Koya und ist im Jahr 1500 gestorben.

Heki Danjô Masatsugu unterrichtete Yoshida Kozuke no Suke Shigekata und dessen Sohn Yoshida Izumo no Kami Shigemasa in seiner revolutionären Form des Kyûjutsu. Die Heki-Ryû wurde vom Haus der Yoshida weitergeführt und daher auch als Yoshida-Ryû bezeichnet. Im Laufe der Zeit entstanden die „Shichi-Ha“, die sieben Zweige der Yoshida-Ryû.

Yoshida Genpachirô Shigeuji (Kyôtô, 1562 - 1638), galt um 1600 als bester Bogenschütze seiner Zeit und wurde vom Shôgun Tokugawa Ieyasu als Bogenmeister verpflichtet. Als Zeichen dieser besonderen Beziehung zum Hof des Shôgun und der hohen Wertschätzung erhielt sein Zweig der Heki-Yoshida-Ryû das Recht, das Kanji „Tô“ in ihrem Namen zu tragen und hieß danach Heki-Tô-Ryû, in dem Sinn: Diejenige Heki-Schule, die den Shôgun unterrichtet. Die heute auch gebräuchliche Bezeichnung Heki-Ryû-Insai-Ha leitet sich vom Mönchsnamen „Insai“ ab, den Yoshida Genpachirô Shigeuji nach seinem späteren Eintritt ins Kloster annahm. (Eine damals nicht unübliche Form des Rückzugs aus der aktiven Politik.)

Sein jüngerer Bruder und Schüler Yoshida Gohei Sadakatsu begründete die Okayama-Linie der Insai-Ha, die seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von der Familie Tokuyama fortgeführt wurde. Tokuyama Bun’emon Takanori (gestorben 1897) war der Lehrer von Urakami Naôki, dessen Sohn Urakami Sakae (1882 - 1970) der Lehrer von Inagaki Genshirô Yoshimichi (1911 - 1995), der die erste ordentliche Professur für Kyûdô (Tokyo Kyoiku Daigaku, Tokyo später Tsukuba Universität, Tsukuba-Shi (Ibaraki-Ken)) innehatte. Prof. Inagaki, 9. Dan Hanshi, hat als Oberhaupt der Heki-Tô-Ryû das deutsche Kyûdô über 25 Jahre entscheidend geprägt.

Entsprechend ihrer Herkunft ist das Motto der Heki-Tô-Ryû „Kan-Chû-Kyû“: Durchschlagskraft, Treffsicherheit und Ausdauer (Quelle: Deutscher Kyudo Bund).

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